Mythen und Aberglaube der Seeleute 

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Um zu verstehen, wie Aberglaube auf See gedeihen konnte, muss man sich die beengten Lebensverhältnisse an Bord eines Schiffes vor Augen führen. Sehr oft waren 200 bis 300 Seemänner auf einem Schiff mit einer Länge von 40 Metern zusammengepfercht, auf dem sie mehrere Monate die endlosen Weiten der Ozeane durchkreuzten.

Angst und Naivität regen die Phantasie an

War jedoch ein Segelschiff gut geführt und der Kapitän ein vorausschauender Seefahrer, der seine Mannschaft gerecht behandelte, blieb auch der Klabautermann dem Schiff gewogen. Viel Seemannsgarn und Aberglaube beruht letztendlich auf der Angst und Naivität der Seeleute, die verheerende Unwetter, optische Täuschungen oder Luftspiegelungen in ihrer Phantasie auf das Treiben von Gespenstern oder die Existenz von Seeungeheuern zurückführten.

In den Beschreibungen der Seemänner tauchen haarige Meeresgeschöpfe, Riesenkraken und Seeschlangen auf, die bei näherer Betrachtung Walen, Seehunden, Seealgen und Kraken ähneln. Nicht selten dürften sich nach der Heimkehr der Seeleute auch Übertreibungen und Prahlerei in ihre Erzählungen eingeschlichen haben. Oder die Seemänner waren einem Naturphänomen begegnet, das sie nicht zu deuten wussten.

Besonders eine mysteriöse Erscheinung zog die Seemänner in ihren Bann und beflügelte ihre Phantasie: Wenn das Schiff nachts ruhig auf der See schaukelte, konnten die Männer in ihren Kajüten seltsame, melodische Geräusche hören. Sie glaubten, dem Gesang der Meerjungfrauen zu lauschen. Oder sollten sie gar die Stimmen der Sirenen in die Tiefe des Meeres locken?

Heute ist bekannt, dass die Seeleute wohl die Unterhaltung von Walen gehört haben müssen, deren Laute bei stiller See durch die Bordwand dringen.

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