Die Schiffstaufe

Eine Schiffstaufe ist nichts anderes als die moderne Version eines sehr alten Brauchs. In den Jahrtausenden zuvor griffen die seefahrenden Völker auf mitunter gar blutige Riten zurück, um die Meeresgötter gütig zu stimmen. So brachten die Wikinger zum Stapellauf ihrer Kriegsboote ihren Göttern stets ein Menschenopfer.

In Mesopotamien wurden schon vor rund 4000 Jahren Schiffe durch Priester geweiht. Bei Stapellauf und Taufakt wurden die Götter gebeten, das Schiff vor Sturm, Feuer, Not und Gefahren über und unter Wasser zu verschonen. Schiffsnamen aus der Mythologie beschworen Schönheit, Jugend, Schnelligkeit, Kampfstärke und sollten Einfluss auf ein günstiges Schicksal nehmen. Damit das Glück den Seefahrern auch über die Jahre treu blieb, wurden Fabelwesen, Schlangen, Pferdeköpfe, Drachen oder auch Delfinskulpturen zumeist am Rumpf angebracht.

Nicht immer durften Frauen Schiffe taufen

Die Schiffstaufe in der heutigen Form geht auf die Weihe zurück, mit der die katholische Kirche den Schiffen und ihren Besatzungen Gottes Segen aussprach. Da die Schiffe mit dem Taufakt erstmals in ihr nasses Element glitten, glich die Zeremonie dem Sakrament Johannes des Täufers: Der Täufling wurde unter Wasser gehalten und der Segen Gottes erfleht.

In den seefahrenden Nationen Europas wurden die Schiffe seit Ende des 17. und Anfang des 18. Jahrhunderts mit einer Flasche gegen den Bug dem Wasser übergeben. Zunächst wurden die guten Wünsche mit Meereswasser, dann mit Wein bekräftigt. Später musste es Sekt oder Champagner sein. Das Recht, die Flasche am Bug zerschellen zu lassen, stand nicht immer den Frauen zu. Heute dagegen sind Taufpatinnen die Regel.

In Indien wird Kokosmilch als Taufwasser verwendet. Der 2002 verstorbene Forscher und Abenteurer Thor Heyerdahl aus Norwegen taufte vor seiner Pazifikfahrt das Floß „Kon Tiki“ mit der Milch einer Kokosnuss. Arabische Länder bevorzugen Wasser der heiligen Quelle bei Mekka. Als auf der früheren Warnemünder Warnow-Werft ein Schiff für Libyen gebaut wurde, reiste extra ein Mann mit Wasser aus Mekka an die Ostseeküste. Überliefert sind auch Taufen mit Orangensaft oder gar Eisbrocken, zum Beispiel für Polarschiffe.

Platzt die Flasche nicht, bedeutet das Unglück!

Der seemännische Aberglauben hat trotz immer moderner werdender Stapellauftechnologien die Jahrtausende überlebt. So gilt nach wie vor: Zerbirst eine geworfene Flasche nicht oder fliegt sie gar an der Bordwand vorbei, ist das ein böses Omen. In der Seefahrerei existieren einige Legenden über die tragischen Folgen misslungener Taufzeremonien.

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